Wie bleibt man im Gleichgewicht, wenn man Autismus hat? Tipps von Céline Mollink, Psychologin und Autismus-Coach

In unserer geschäftigen und oft hektischen Welt ist es wichtig, bewusst Entspannung zu suchen, um im Gleichgewicht zu bleiben. Aber wie schafft man das? Céline Mollink, Psychologin und Autismus-Coach bei AutismeKRACHT, teilt ihre Tipps und Einsichten.

Ich nehme mir täglich Zeit, um zu fühlen: Wie geht es mir? Brauche ich eine Pause oder einen Moment der Ruhe? Wie viel Energie habe ich?

Was treibt deine Arbeit an?

,,Ich bin Psychologin und Autismus-Coach sowie Expertin aus Erfahrung. Ich möchte Menschen mit Autismus helfen, ihr Leben angenehmer zu gestalten. Damit sie sich in anderen wiedererkennen können und auch verstehen, wer sie sind, und lernen, damit umzugehen. Das mache ich durch Coaching von Menschen mit Autismus, aber auch durch Vorträge und die Vermittlung von Fachwissen über Autismus an Fachleute.

Ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, Vorurteile und Stigmatisierung rund um Autismus abzubauen, indem ich mein Fachwissen vermittle und den Blickwinkel erweitere. Vor allem, wenn es um Frauen mit Autismus geht.

Das liegt zum Teil daran, dass ich selbst nach 10 Jahren Fehldiagnosen/Behandlungen und Stillstand im Leben endlich herausgefunden habe, dass ich Autismus habe. Ich hoffe, dass durch die Vermittlung von Wissen, dies bei anderen Menschen früher erkannt wird, damit sie die richtige Hilfe bekommen können. Ich biete diese Hilfe auch gerne selbst an, und ich finde, dass die Kombination aus meiner Tätigkeit als Psychologin und meinen eigenen Erfahrungen mit Autismus sehr angenehm für die Menschen ist. Sie fühlen sich verstanden.”

Wie merkst du an dir selbst, dass du (mehr) Entspannung brauchst?

,,Das bleibt eine Herausforderung für mich. Ich habe in den letzten Jahren schon viel dazu gelernt, aber es ist immer noch schwer zu fühlen. Ich merke es vor allem an der Reaktion meines Körpers: Die körperlichen Beschwerden nehmen zu, ich werde schneller überreizt und brauche länger, um mich zu erholen. Ich kann auch trübsinnig und sehr müde werden. Das ist etwas, was ich mir immer wieder vor Augen halten muss, es ist immer eine Suche nach dem richtigen Gleichgewicht. Vor allem, wenn ich einem vollen Terminkalender, vielen Unklarheiten, einer Umgebung mit vielen Reizen und/oder (zu) vielen sozialen Situationen ausgesetzt bin.”

Was hilft dir, bei dir zu bleiben?

,,Ich versuche, in der Natur spazieren zu gehen, obwohl das in den dunklen Monaten kaum möglich war. Manchmal zwinge ich mich zu einer Meditationsübung, aber ich merke, dass ich immer noch leicht ablenkbar bin. Ich habe noch nicht wirklich etwas gefunden, das mir hilft, mich zu entspannen, mein Kopf ist immer eingeschaltet.”

Hast du eine Tagesroutine, die es dir ermöglicht, genügend Selbstfürsorge einzuplanen?

,,Ich habe einige feste Routinen, die mir Sicherheit geben. Fast jeden Tag verbringe ich einige Momente damit, an den Fragen zu arbeiten: Wie geht es mir? Sollte ich eine Pause oder einen Moment der Ruhe einlegen? Wie viel Energie habe ich? Manchmal ruhe ich mich immer noch nicht ausreichend aus, obwohl ich versuche, dies ganz bewusst zu tun. Meistens ruhe ich mich abends nach der Arbeit aus, aber dann habe ich keine andere Wahl, da ich oft müde und überreizt bin.”

Du hast den Moonbird inzwischen ausprobiert, was sind deine Erfahrungen?

,,Ich habe den Moonbird schon einige Male zwischendurch bei der Arbeit benutzt. Ich habe festgestellt, dass ich ihn wirklich mag. Ich wurde weniger abgelenkt, weil ich mich auf das konzentrierte, was ich in meiner Hand spürte. Und wenn ich doch einmal abgelenkt war, folgte ich der Bewegung des Moonbirds mit meinem Atem. Ich benutze ihn jetzt gelegentlich bei der Arbeit, zu Hause beim Fernsehen oder wenn ich eine Weile in der Sonne sitze. Es fällt mir leicht, den Moonbird zu benutzen, weil ich auch entscheiden kann, wann ich wieder aufhöre. Mir gefällt, dass er so kompakt ist, dass ich ihn einfach mitnehmen und überall einsetzen kann. Und damit auch, dass ich selbst entscheiden kann, wie lange ich ihn benutze, und dass ich nicht auf eine bestimmte 12-Minuten-Übung festgelegt bin, von der ich glaube, dass ich sie zu Ende machen “muss”. Das führt dann manchmal dazu, dass ich sie nicht anfange. Ich benutze den Moonbird nicht immer mit der App oder dem Voice Guide. Die reine Bewegung des Ein- und Ausatmens reicht aus.”

Und schließlich: was ist dein Lebensmotto?

“Time you enjoy wasting is not wasted time, was sich darauf bezieht, dass man sich nicht entspannen kann und immer etwas Nützliches tun will. Denn Entspannung kann tatsächlich nützlich sein! ”

Céline Mollink - AustismeKRACHT

Weitere Informationen über Celine und ihre Arbeit findest du unter autismekracht.com.